Facility Management

KI im Facility Management

KI im Facility Management – Ein Interview mit Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr

 

Im Rahmen unseres Interviews zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Facility Management durften wir uns mit Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr unterhalten. Frau Bahr ist Professorin für Immobilien- und Facility Management an der Hochschule Karlsruhe und leitet das Steinbeis-Transferzentrum “Bau- und Facility Management”. Sie ist zudem Vorständin der gefma, des größten Fachverbands für Facility Management in Deutschland.

 

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr: 

Mein Name ist Carolin Bahr. Ich bin Professorin für Immobilien- und Facility Management an der Hochschule Karlsruhe und leite das Steinbeis-Transferzentrum “Bau- und Facility Management”. Meine Schwerpunkte liegen in der Prognose von Instandhaltungskosten für Immobilienportfolios und der Ermittlung notwendigen Personalstellen zum Instandhalten und Betreiben von Liegenschaften. Seit 2016 leite ich den gefma-Arbeitskreis „Personalbemessung im Facility Management“. Gemeinsam mit den AK-Kollegen habe ich die GEFMA-Richtlinie 270-1 zur Ressourcenbemessung für den Objektbetrieb und die gefma 270-2 für die Personalbemessung für IT- und Digitalisierungsprojekte veröffentlicht. Seit September 2022 bin ich Vorständin der gefma.

KI spielt sowohl bei der gefma als auch bei der Ausbildung unserer Studierenden an der Hochschule Karlsruhe eine wichtige Rolle.

 

Praktische Umsetzung von KI

Wie können Facility Manager aus Ihrer Sicht KI beruflich nutzen?

 

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr: Facility Manager können KI in verschiedenen Bereichen nutzen, um Prozesse zu optimieren, den Betrieb effizienter und nachhaltiger zu gestalten sowie Menschen bei der täglichen Arbeit zu unterstützen. Zum Beispiel kann KI Verbrauchsmuster analysieren und automatisch den Energieeinsatz für Heizung, Kühlung und Beleuchtung optimieren, so dass Energie nicht mehr unnötig verschwendet wird. Auch die Ausfallzeiten von technischen Anlagen wie z.B. Aufzüge, Klimaanlagen können durch Predictive Maintenance, bei der KI frühzeitig den Wartungsbedarf erkennt, minimiert werden.

In Kombination mit Robotik können Serviceleistungen verbessert werden. Zum Beispiel optimieren KI-gestützte Reinigungsroboter Reinigungspläne nach Nutzungsintensität. Auch die Raumbelegung kann durch KI optimiert werden, indem nicht genutzte Räume erkannt und Buchungs- und Belegungssysteme angepasst werden. Es gibt viele weitere Einsatzgebiete, wie z.B. bei der Sicherheits- und Zugangskontrolle, Ressourcenmanagement, Datenanalyse und Berichterstattung.

 

Herausforderungen und Lösungen

Welche Herausforderungen gibt es bei der Implementierung von KI im Facility Management?

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr: Eine große Herausforderung ist Datenqualität und -verfügbarkeit. KI benötigt große Mengen an zuverlässigen und gut strukturierten Daten. Häufig fehlt in den Gebäuden die notwendige Infrastruktur, um standardisierte Daten im notwendigen Umfang zu liefern. Hier sind hohe Investitionen in neue Hard- und Softwaresysteme notwendig, die Eigentümer im Moment noch scheuen. Darüber hinaus gibt es strenge Datenschutzvorgaben, so dass nicht ohne weiteres Gebäude-, Zugangs- und Nutzungsdaten erfasst werden dürfen. Auch das Thema Cybersecurity muss berücksichtigt werden.

 

Wie können diese Herausforderungen überwunden werden?

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr: Ein wesentlicher Punkt ist die Verbesserung der Datenqualität und -verfügbarkeit, was durch den Einsatz von standardisierten Sensoren und IoT-Geräten erreicht werden kann. Auch Datenplattformen und die Nutzung von Cloud-Lösungen können dabei helfen, die Informationen aus verschiedenen Quellen zu bündeln. Gebäudeeigentümern und Investoren sollte der Mehrwert und der Nutzen einer Investition in KI-Systeme klar aufgezeigt werden, so dass die Bereitschaft zum Aufbau der Infrastruktur wächst. Hierbei könnten auch modulare und skalierbare Lösungen helfen, die es ermöglichen, Investitionen schrittweise zu tätigen. Die Zusammenarbeit mit Experten aus Recht, Datenschutz und Cybersecurity hilft, die regulatorischen und rechtlichen Anforderungen einzuhalten und Sicherheitsrisiken zu minimieren.

 

Zukunftsperspektiven

Welche zukünftigen Trends sehen Sie im Bereich von KI im Facility Management?

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr: Das Gebäude der Zukunft wird selbstlernend und autonom sein. Durch die automatische Anpassung an Nutzungsmuster wird beim Heizen, Kühlen und Beleuchten der Nutzerkomfort weiter erhöht und dabei Energie gespart. Gebäude werden zunehmend vernetzt sein und die Versorgung mit erneuerbaren Energien durch smart grids erhöht werden. Roboter zum Beispiel für Wartungsarbeiten oder in der Reinigung werden Schritt für Schritt mehr Aufgaben übernehmen und zunehmend autonom agieren. Darüber hinaus werden Echtzeit-Daten eine entscheidende Rolle spielen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und die Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

 

Abschlussstatement: 

„Die Zukunft wird spannend, und KI wird unseren Alltag und das Facility Management erheblich erleichtern und bei großen Herausforderungen wie zum Beispiel dem Umgang mit dem Fachkräftemangel helfen. Jeder kann selbst entscheiden, ob er die Chancen nutzt – aber eines ist sicher: Die Entwicklung geht weiter, mit oder ohne uns.“

 

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr für das informative Gespräch und die wertvollen Einblicke in die Welt der KI im Facility Management.

Veranstaltungen

KI für Unternehmen: Effiziente Lösungen für die digitale Zukunft